Studiobühne Leselounge - Eine Hommage an Erich Kästner
Eintritt: 10,- € und 7,- € erm. für Schüler:innen und Studierende sowie Fördervereinsmitglieder der Stadtbibliothek und der Blinklichter & STUDIOBÜHNE. Abendkasse - bitte per Mail oder Telefon anmelden
Für die Blinklichter war die Entscheidung schnell getroffen. Wir bearbeiten „Die Konferenz der Tiere“ für die Bühne. Zum einen bietet der Stoff für das Ensemble mit 48 Kindern und Jugendlichen ausreichend Rollen. Zum anderen stimmt uns die Aussage des Buches angesichts der vielen Krisen auf der Welt hoffnungsfroh und zuversichtlich.
Als Lesestoff für die Leselounge erinnerten wir uns im Ensemble der STUDIOBÜHNE zunächst auch an seine Kinderbücher, die wir selbst einmal gelesen hatten: „Emil und die Detektive“, „Pünktchen und Anton“, „Das doppelte Lottchen“ oder „Das fliegende Klassenzimmer“. Aber je mehr wir in das Werk des Autors eintauchten, um so schwieriger gestaltete sich die Auswahl für die Lesung.
Viele seiner Gedichte und auch der Roman „Fabian oder den Gang vor die Hunde“ haben uns begeistert. Ohne Umschweife, im sachlichen mitunter ironischen Ton beschreibt er die Beziehungen der Menschen und deren Alltag.
Der Autor war so viel mehr als ein großartiger Geschichtenerzähler für Kinder. Seit Mitte der 20er Jahre machte er sich als Satiriker vieler Kabarettprogramme einen Namen. Er war Lyriker, verfasste Drehbücher und Theaterstücke und schrieb für verschiedene Zeitungen Kolumnen, Essays und Theaterkritiken. Bis die Nazis 1933 sein Werk verbrannten. Nach der Machtübernahme gelang es ihm noch einige Male unter Pseudonym weiterzuschreiben. Sogar das Drehbuch für den UFA-Jubiläumsfilm „Münchhausen“ mit Hanns Albers in der Titelrolle stammte unter falschem Namen aus Kästners seiner Feder. Als Hitler von der Lüge erfuhr, soll er getobt haben. Danach konnte Kästner nicht mal mehr unter Pseudonym veröffentlichen. Immerhin blieb er am Leben. Sein enger Freund Erich Ohser, bekannt als e.o.plauen und Zeichner der berühmten “Vater und Sohn“ Serie, wäre wegen seiner regimefeindlichen Staatshetze von den Nazis hingerichtet worden, hätte er nicht noch im Gefängnis den Freitod gewählt.
In unserer Leselounge präsentieren wir biografische wie fiktionale Texte, um die Bandbreite seines Schaffens vorzustellen. Wir lesen aus seinen Kindheitserinnerungen, wie er 40-jährig den Besuch seiner Mutter in zerbombten Berlin erlebt, eine Zeitungskolumne sowie ein Kapitel aus dem Kinderbuch „Der 35. Mai“. Das Kapitel „Elektropolis“ klingt für uns heute wie eine Parodie auf unseren modernen Alltag. Man fragt sich, ob Kästner hellseherische Visionen hatte, um diese Episode schreiben zu können. Zudem zeugen alle Ausschnitte von Kästners liebe- und humorvollen Blick auf die Menschen und seiner genauen Analyse über die Absurditäten des Lebens.
Der Schriftsteller und Pazifist musste die Vernichtung der deutschen Kultur durch die NS-Diktatur und das Grauen des Zweiten Weltkrieges erleben. Wie vieler seiner Zeitgenossen hat er die rechte Gefahr zu lange unterschätzt. In einer Zeit, in der nationales und faschistisches Gedankengut unsere Demokratie bedrohen, ist es für die STUDIOBÜHNE ein wichtiges Anliegen uns an Erich Kästner zu erinnern. Einer seiner Sätze lässt aufhorchen: „Resignation ist kein Gesichtspunkt“. Hören wir ihm also gut zu!